Unauslöschlich
(Heidrun Kahlal)

Wie ein Komet am Himmelszelt
erstaunen läßt und fasziniert‚
so tratst du ein in meine Welt
und hast mich gänzlich ungeniert
aus dieser einfach fortgeführt.

Mit starkem Griff hieltst du mich fest‚
wir schwebten frei durch Zeit und Raum.
Daß du mich ja nicht fallen läßt! –
So bangte mir in meinem Traum‚
geträumt unter dem Lindenbaum.

Wir fanden uns im heil’gen Hag‚
geschützt vom Weißdornheckenkranz.
Der alten Kirche Glockenschlag
und ihrer Engel heller Glanz
warn Auftakt uns zum Liebestanz.

Die Weltenesche Yggdrasil
lud häufig uns nach Midgard ein –
zu Freiheit im Gedankenspiel‚
mal ernsthaft‚ mal bei Schelmerein‚
um doch der Wahrheit treu zu sein.

Die sei‚ sagst du‚ nicht schwarz noch weiß‚
bevorzugt grau für ihr Gewand‚
zieht vielgestaltig ihren Kreis‚
sie aufzuhalten ist riskant‚
denn Freiheit ist ihr Unterpfand.

Du nahmst mich mit ins Mythenreich.
Der Väter Götter trafen wir.
Archaisch‚ kraftvoll‚ wenn auch bleich‚
mal traurig und mal voll Plaisir‚
warn sie Begleiter dir und mir.

Die schwarze Göttin nahm dich auf
in ihren Nachen‚ trug dich fort. –
Wie kurz ist doch des Menschen Lauf‚
wie lang die Zeit am fernen Ort!
Ich wollt‚ ich wäre auch schon dort –
wo aller Dinge Anfang ist‚
Gedankengut sich neu formiert
und schließlich Leben neu gebiert.


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