Vor einem Eisenwerk
(Heinrich Lersch)

Öffnet euch‚ Tore‚ – ihr Türen‚ springt auf!
Ich will sehn‚ was die Eisenbahnzüge rollen‚ –
will sehn‚ was die Dampfer‚ die übervollen
Schiffe schleppen stromab‚ stromauf. –

Ich will in das Herz deines Körpers schauen‚
Stahlwerk‚ mit deinem grauen und blauen
Staub-Rauchmantel‚ der Öfen und Kamine bedeckt‚ –
will sehn‚ was sich unter den halligen Dächern versteckt.
Will schaun‚ was mit Gestöhn und Geschnauf
die Werkbahn über Straßen und Höfe rollt
und warum das Brausen der Räder tollt.

Öffnet euch‚ Tore‚ – ihr Türen‚ springt auf!

Was die Menschen fluchen und jubeln macht‚ –
warum der Haß und die Freude wacht‚
will ich sehn! Will sehn‚ was Fäuste und Schultern breitet‚
was die Seele schwellt und die Augen weitet‚
den Rücken krümmt und die Lunge quält‚ –
was den einen verdirbt und den andern stählt‚ –
den einen erhöht und den andern zerfrißt:
Will sehn‚ was die Arbeit ist!
Die Arbeit im rasenden‚ rauschenden Lauf!
Öffnet euch‚ Tore‚ – ihr Türen‚ springt auf!

Ich will sehn‚ wie ein Kanonenrohr wird‚ –
die Granate sehn‚ die platzend zerklirrt‚
die Schiene‚ wie sie sich preßt und längt‚ –
wie rauschend sie durch die Walze sich drängt‚ –
die Pressen‚ die Hämmer‚ die Feuerfluten‚
die Öfen‚ die Flammen‚ die Dämpfe‚ die Guten!
Die Menschen‚ Maschinen verschlungen im Lauf:
Öffnet euch‚ Tore‚ – ihr Türen‚ springt auf!

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